In unserer letzten Mitgliederversammlung am 2. November 2023 wurde Sebastian Fittko als neuer zweiter Vorsitzender in den Vorstand der Bundesinitiative Impact Investing gewählt.
Sebastian Fittko, Mitbegründer der Initiative Regenerative Marktwirtschaft und Geschäftsführer der Global Impact Tech Alliance, hat von 2003 bis 2018 führende Programme für Startup-Zusammenarbeit bei Unternehmen wie der Deutschen Telekom und Innogy/RWE initiiert. Seit 2018 setzt er sich vollständig für die Entwicklung einer regenerativen Wirtschaft ein, indem er die Initiative Regenerative Marktwirtschaft leitet, einen Podcast und Salon hostet, an der ESCP unterrichtet und Vorstände in regenerativen Strategien berät.
Wir haben ein kurzes Interview mit ihm geführt, um euch die Gelegenheit zu bieten, ihn näher kennenzulernen:
Was hat dich dazu motiviert, dich für den Vorstand der Bundesinitiative Impact Investing (BIII) zu bewerben?
Die Einladung zur Kandidatur für den Vorstand der Bundesinitiative Impact Investing hat mich nicht nur gefreut, sondern auch direkt angesprochen. Sie bietet mir eine tolle Gelegenheit, mein Engagement und mein Wirken im Impact Bereich auf ein neues Level zu heben. Die Verbindung meiner bisherigen Aktivitäten mit der Arbeit der BIII erscheint mir als eine ideale Synergie.
Besonders motivierend waren die inspirierenden Gespräche mit den anderen Vorstandsmitgliedern und den Mitgliedern der BIII. Es ist beeindruckend zu sehen, wie wir alle von dem gemeinsamen Ziel angetrieben werden, nicht nur über Veränderungen zu sprechen, sondern sie auch aktiv herbeizuführen. In der BIII sehe ich eine großartige Plattform, um meine Überzeugungen und mein Fachwissen im Bereich Impact Investing in konkrete, wirkungsvolle Maßnahmen umzusetzen.
Diese Rolle gibt mir die Möglichkeit, meinen Beitrag zur Förderung eines regenerativen Wirtschaftens in Deutschland zu leisten – ein Wirtschaften, das nicht nur nachhaltig ist, sondern auch enkelfähig. Die Aussicht, aktiv an der Gestaltung einer Wirtschaft mitzuwirken, die zukünftigen Generationen dient und zugleich den heutigen Bedürfnissen gerecht wird, empfinde ich als eine außerordentlich spannende und bedeutsame Herausforderung. Es ist eine Ehre, im Vorstand der BIII dazu beizutragen, Impact Investing als Schlüssel für eine zukunftsfähige und enkelfähige Wirtschaft zu etablieren.
Was kannst du aus deinen anderen Engagements als Mitbegründer der Initiative Regenerative Marktwirtschaft, Co-Founder und geschäftsführender Gesellschafter von MOTHERLAND sowie Executive Director der Global Impact Tech Alliance in die BIII mit einbringen?
Meine bisherigen Engagements bieten eine Fülle von Möglichkeiten, die ich in die Arbeit bei der BIII gerne einbringen möchte. Mit der Initiative Regenerative Marktwirtschaft haben wir uns intensiv mit dem aufstrebenden Feld des regenerativen Wirtschaftens auseinandergesetzt. Dies beinhaltet die Arbeit an einem gemeinsamen Leitbild, die Vernetzung von Akteur:innen und Unternehmen, die bereits regenerativ wirtschaften, sowie ein laufendes Forschungsprojekt zu einer ersten Taxonomie regenerativer Unternehmen und Geschäftsmodelle, die wir nächstes Jahr veröffentlichen wollen. Diese Taxonomie wird nicht nur das Verständnis dieser Unternehmen schärfen, sondern auch ihren Kapitalbedarf aufzeigen, welcher durch verschiedene Formen des Impact Investings gedeckt werden müssen, um die Transformation zu beschleunigen.
Meine Tätigkeit mit MOTHERLAND, vor allem in Afrika, hat mir nicht nur ein profundes Verständnis für die lokalen Bedürfnisse und Herausforderungen vermittelt, sondern auch ein robustes Netzwerk zu Investor:innen und Start-ups in der Region aufgebaut. Diese Erkenntnisse und die Kontakte sind von unschätzbarem Wert, um Impact Investing auf dem afrikanischen Kontinent zu intensivieren und somit einen wesentlichen Beitrag zum grünen Wachstum und zur Entwicklung einer neuen, auf Gleichberechtigung basierenden Beziehung zwischen Europa und Afrika zu leisten. Es ist von größter Wichtigkeit, dass wir diese historische Gelegenheit ergreifen, um eine gleichberechtigte wirtschaftliche Partnerschaft durch gezieltes Impact Investing zu fördern und somit eine neue Ära der Zusammenarbeit einzuläuten.
Durch meine Rolle bei der Global Impact Tech Alliance habe ich Erfahrungen gesammelt, die direkt auf die Ziele der BIII übertragbar sind. Wir haben im letzten Jahr verschiedene Programme für Capital Allocators durchgeführt, um mehr Kapital in Impact Tech Start-ups zu lenken. Durch die Zusammenarbeit mit Vordenkern wie Kate Raworth, John Fullerton und Daniel Schmachtenberger haben wir uns tiefgehend mit dem Thema der regenerativen Wirtschaft auseinandergesetzt.
Die Integration dieser Themen und Erfahrungen in die BIII und deren synergetische Umsetzung wird eine zentrale und spannende Aufgabe meiner Amtszeit sein. Ich freue mich darauf, mein Wissen und meine Netzwerke einzubringen, um Impact Investing in Deutschland und darüber hinaus zu stärken und aktiv zur Entwicklung einer enkelfähigen, regenerativen Wirtschaft beizutragen.
Inwiefern siehst du das Potenzial von Impact Investing ein regeneratives Wirtschaften in Deutschland zu fördern, und welche konkreten Maßnahmen sind aus deiner Sicht besonders wichtig?
Deutschland steht als Industrienation vor einer bedeutsamen Herausforderung: den Übergang von einer degenerativen und extraktiven Wirtschaftsweise zu einer nachhaltigen und regenerativen. Dieser Wandel erfordert einen fundamentalen strukturellen Umbruch, in dem wir nur noch Ressourcen nutzen, die in zirkulären Systemen oder durch physikalische, chemische und biologische Prozesse erneuerbar sind oder regeneriert werden können. Wir stehen vor einer Ära, in der neue Technologien und Geschäftsmodelle benötigt werden, die weit über die traditionellen „Business-as-Usual“-Ansätze hinausgehen. Ein Beispiel hierfür sind Unternehmen wie die Carbonauten aus Eberswalde, die innovative Ansätze im Bereich der regenerativen Wirtschaft verfolgen.
Für die Entstehung dieser neuen Wirtschaftsform in Deutschland wird Impact Investing eine Schlüsselrolle spielen. Ohne das notwendige Kapital, bereitgestellt durch Impact Investing, könnten Investor:innen aus anderen Ländern, wie China, diese Gelegenheit ergreifen und die relevanten Anlagen und Technologien außerhalb Deutschlands entwickeln. Es ist also entscheidend, dass wir hierzulande aktiv werden, um die Vorreiterrolle in dieser nicht-extraktiven Industrie zu übernehmen und die regenerative Materialökonomie voranzutreiben.
Um diese neue Ökonomie Wirklichkeit werden zu lassen, ist es unerlässlich, sowohl auf unternehmerischer als auch auf politischer Ebene aktiv zu werden. Unsere aktuelle Marktwirtschaftsstruktur sendet oft die falschen Signale aus, indem sie soziale und ökologische Kosten externalisiert, was zu einem unfairen Vorteil im Preiswettbewerb führt. Wir müssen deshalb Anreizstrukturen schaffen, die nachhaltige und regenerative Ansätze fördern, statt externe Kosten zu ignorieren.