Berlin war in der zweiten Oktoberwoche der Treffpunkt der globalen Impact-Finance-Community. Mit dem GIIN Impact Forum fand erstmals eines der weltweit führenden Branchenevents in Deutschland statt – und der Bundesverband Impact Investing (BVII) war in zentraler Rolle beteiligt: als Gastgeber, Partner und Impulsgeber für eine wachsende Bewegung, die Kapital als Hebel sozio-ökologischer Transformation versteht.
In enger Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung, Value for Good und Advanced Impact Research gestaltete der BVII drei Formate, die die Vielfalt und Dynamik des Sektors zeigten – von strategischem Austausch über Community-Building bis hin zu wissenschaftlich fundierten Markteinblicken. Die Woche machte deutlich: Berlin entwickelt sich zu einem europäischen Hotspot für Impact Finance.
Strategischer Auftakt in der Bertelsmann Repräsentanz
Den Auftakt bildete am 7. Oktober das „Berlin Strategic Dinner on Impact Finance and Global Resilience“, dass der BVII gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung im Vorfeld des GIIN Impact Forums ausrichtete. Die Abendveranstaltung fand unter Chatham House Rule statt – der Fokus lag somit nicht auf individuellen Zitaten, sondern auf gemeinsamen Erkenntnissen.
Im Mittelpunkt stand das Thema „Ukraine as a Catalyst for a Global Agenda on Impact Capital“. Diskutiert wurde, wie Resilienz, Sicherheit und nachhaltige Entwicklung durch wirkungsorientiertes Kapital gestärkt werden können – insbesondere im Kontext des Wiederaufbaus der Ukraine. Die Teilnehmenden aus Diplomatie, Finanzwesen, Stiftungen und Wirtschaft beleuchteten neue Wege der Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Akteuren, um Kapital wirksam und risikobewusst in Transformations- und Wiederaufbauprozesse zu lenken.
Zentrale Themen waren unter anderem De-Risking-Mechanismen, die Rolle multilateraler Investitionsgarantien und die Entwicklung innovativer Finanzierungsmodelle, die Philanthropie und privates Eigenkapital kombinieren. Die Gespräche machten deutlich, dass die Ukraine nicht nur ein Wiederaufbauprojekt, sondern ein Labor für die Zukunft globaler Impact-Finance-Strukturen ist – und dass Berlin dafür ein wichtiger Resonanzraum geworden ist.
Community-Abend: Verbindung als Wirkungstreiber
Am 8. Oktober lud der BVII gemeinsam mit Value for Good zum „BIII × VfG Impact Investing Networking Evening“ ein. Das Side-Event im Rahmen der Forum-Woche fand in den Berliner Räumen von Value for Good statt – ein passender Ort, denn die Impact-Beratung feierte gleichzeitig ihr zehnjähriges Bestehen.
Rund um die großen Themen der GIIN-Forum-Woche – von regulatorischen Entwicklungen über Impact Measurement bis hin zu internationalen Kapitalströmen – kamen Vertreter:innen von Stiftungen, Finanzinstituten, Beratungen, internationalen National Partners aus dem GSG Impact Netzwerk und Start-ups ins Gespräch. Die Atmosphäre war offen, inspirierend und geprägt vom gemeinsamen Interesse, Wirkung in konkrete Strukturen zu übersetzen.
Berlin zeigte sich an diesem Abend von seiner besten Seite: als Ort, an dem Ideen und Akteure zusammenfinden. Die hohe Beteiligung und der lebhafte Austausch bestätigten, dass die Stadt zunehmend als Knotenpunkt für die europäische Impact-Finance-Szene wahrgenommen wird. Besonders spürbar war der Wunsch, die bisher eher fragmentierten Aktivitäten stärker zu bündeln – über Sektorgrenzen hinweg und mit klarer strategischer Ausrichtung.
Markteinblicke: Präsentation der Studie „Impact Investing in Deutschland 2025“
Ein Höhepunkt der Woche war die Präsentation von ersten Ergebnissen der neuen Marktstudie „Impact Investing in Deutschland 2025“ am 9. Oktober im Rahmen des GIIN Impact Forums. Die BVII-Studie wurde von Advanced Impact Research wissenschaftlich begleitet, und die Ergebnisse wurden von Eric Prüssner vorgestellt.
Im Zentrum standen quantitative Daten und qualitative Analysen zum Entwicklungsstand des deutschen Impact-Markts. Das Ergebnis: Das in Deutschland verwaltete Impact-Vermögen liegt zwar niedriger als erwartet, ist aber deutlich untererfasst. Viele institutionelle Investor:innen – darunter Pensionskassen, Versicherungen, Asset Manager, Stiftungen und Entwicklungsbanken – sind bislang in keiner Statistik vollständig abgebildet. Das tatsächliche Marktvolumen dürfte daher deutlich höher liegen als ausgewiesen.
Im Anschluss diskutierte ein Panel – bestehend aus Heike Schmitz, HSFK, Dr. Julian Frede, evolutiq impact advisory, Janna Brokmann, Prime Capital, und Rejean Nguyen, Addenda Capital, mit Moderation der Geschäftsführerin Susannne Bregy – die Ergebnisse und brachten wertvolle Einschätzungen und Erfahrungen aus der Praxis in die Diskussion ein. Es herrschte Einigkeit, dass Deutschland im europäischen Vergleich mittelmäßig abschneidet, obwohl das Kapital vorhanden wäre.
Die Studie identifiziert drei zentrale Hebel, um dieses Potenzial zu heben:
- Vernetzung, Best Practices und Peer-to-Peer-Learning – Aufbau gemeinsamer Plattformen und Datenschnittstellen, inkl. Best Practices Peer to Peer Learning und Standardisierung;
- Outreach zu Asset Ownern – um Impact Investing stärker in institutionelle Entscheidungsstrukturen einzubetten;
- Praxisnahe Impact-Investing-Definitionen und Measurement-Tools – zur Vereinfachung von Messung, Reporting und Kommunikation.
Berlin als Plattform für Wirkungskapital
Die drei Veranstaltungen zeigten eindrucksvoll, dass sich Berlin als strategische Plattform für die internationale Impact-Finance-Community etabliert. Während das Strategic Dinner den globalen Kontext – Sicherheit, Resilienz, Wiederaufbau – beleuchtete, schuf der Networking-Abend Räume für persönliche Begegnung und Zusammenarbeit. Die Marktstudie schließlich lieferte die analytische Grundlage, um den deutschen Impact-Markt weiterzuentwickeln.
Für den BVII ergibt sich daraus ein klarer Auftrag: die Brücke zwischen Kapitalmarkt, Realwirtschaft und Politik dauerhaft zu stärken. Im Mittelpunkt stehen dabei drei Schwerpunkte, die auch im europäischen Kontext relevant sind:
- Strukturelle Markttransparenz schaffen – durch Daten, Standards und gemeinsame Plattformen.
- Internationale Vernetzung ausbauen – um Kapitalflüsse zwischen öffentlichen und privaten Akteuren strategisch zu gestalten.
- Deutschland im europäischen Impact-Ökosystem sichtbar machen – als Standort, der Wirkung mit wirtschaftlicher Stärke und demokratischer Stabilität verbindet.
Ausblick
Nach einer intensiven Woche bleibt der Eindruck: Die internationale Impact-Community schaut zunehmend auf Deutschland – nicht nur als Markt, sondern als Partner in der Entwicklung einer globalen Wirkungskapital-Agenda.
Der BVII wird diese Dynamik aufgreifen. In den kommenden Monaten sollen die Ergebnisse der Marktstudie in den europäischen Dialog eingespeist, neue Partnerschaften mit Institutionen und Asset Ownern aufgebaut und die angekündigten Leitlinien gemeinsam mit der Community weiterentwickelt werden.
Berlin hat in dieser Woche gezeigt, welches Potenzial in einem offenen, kooperativen Impact-Ökosystem steckt. Der BVII wird diesen Impuls nutzen – um Wirkung nicht nur zu messen, sondern zu ermöglichen.
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