Ein weiterer wichtiger Meilenstein ist erreicht. Die Prinzipien einer wirkungsorientierten Due Diligence, die Impact-Due-Diligence-Prinzipien (IDDP), sind veröffentlicht.
Wir haben mit den Projektverantwortlichen gesprochen: Dr. Mirko Hirschmann, wissenschaftlicher Autor des Projektes, und die Initiator:innen und Mitautor:innen Jörg Rhode, Co-Leiter des Arbeitskreises Wirkungsmessung und Wirkungsmanagement (AK WWM) der Bundesinitiative Impact Investing (BIII), und Cornelia Nyssing, Verantwortliche für das Kooperationsprojekt IMMPACT bei der Bertelsmann Stiftung, das die Erstellung der IDDP unterstützt hat.
BIII: Herzlichen Dank für die Gelegenheit zum Interview. Zunächst einmal möchten wir euch stellvertretend für alle Beteiligten zu diesem Erfolg gratulieren. Es steckt eine Menge Engagement in dieser Arbeit. Und Rückmeldungen, die uns erreichten, waren durchweg positiv.
Mirko Hirschmann: Vielen Dank! Es freut mich sehr, dass die Impact-Due-Diligence-Prinzipien bereits positive Resonanz erhalten haben. Die gemeinsame Projektarbeit in diesem engagierten und motivierten Team hat wirklich Spaß gemacht und wir sind zuversichtlich, dass die Impact-Due-Diligence-Prinzipien einen wertvollen Beitrag zur Praxis des Impact Investing leisten werden.
Jörg Rhode: Auch von mir vielen Dank für die heutige Gelegenheit zum Interview und eure Rückmeldung. Nachdem dieses Projekt mit Hilfe so vieler engagierter Expert:innen über einen doch längeren Zeitraum entstanden ist, freut mich das sehr. Ich bin sehr dankbar dafür, dass sich so viele Menschen engagiert haben.
Cornelia Nyssing: Für uns war es eine glückliche Fügung, dass Jörg innerhalb des AK WWM die Projektgruppe angestoßen hat. Wir haben eine ähnliche Lücke gesehen, aber die Entwicklung zusammen mit der Bundesinitiative Impact Investing und ihrer Mitglieder und Verbündeten hat dem Vorhaben von vornherein sehr viel Kraft und Rückhalt verliehen.
BIII: Was ist euch bei der Erstellung der IDDP wichtig gewesen?
Jörg Rhode: Wesentlich wichtig für mich sind drei Punkte: Erstens die Anschlussfähigkeit an das erste Positionspapier. Dieses Papier hat eine erhebliche Bedeutung für die BIII-Mitglieder und darüber hinaus auch für die Entwicklung des Impact Investing Marktes. Diese Qualität wollten wir weiterhin gewährleisten. Dann ist da das Thema Praxisrelevanz. Ein Arbeitspapier ohne praktische Relevanz, nützt niemandem und rechtfertigt kaum so einen Aufwand. Daher habe ich mich sehr über die Rückmeldung von Mitgliedern gefreut, die die IDDP direkt anwenden werden. Und abschließend, das Thema Glaubwürdigkeit. Wir haben einen besonderen Kreis an Expert:innen gewinnen können, die ihre Expertise in das Ergebnis eingebracht haben. Dadurch können wir sicherstellen, dass die entwickelten Prinzipien mit den Grundlagen einer guten Unternehmenspraxis übereinstimmen. Ach und da wäre noch ein weiterer vierter Punkt, der des Partizipativen. Wir konnten erreichen, dass es eine transparente Beteiligung mit durchaus auch kritischer Begleitung gab. Das hat mich besonders gefreut und zusätzlich motiviert.
Mirko Hirschmann: Für mich waren mehrere Aspekte bei der Erstellung der IDDP von zentraler Bedeutung. Da mein Hintergrund in der wissenschaftlichen Arbeit liegt, war es mir besonders wichtig, dass wir durch ein strukturiertes und methodisches Vorgehen eine hohe Qualität des Arbeitspapiers gewährleisten. Wir haben dies erreicht, indem wir fundierte wissenschaftliche Artikel aus internationalen Fachzeitschriften und etablierte internationale Guidelines in den Entwicklungsprozess integriert haben. Die daraus entwickelten Prinzipien haben wir anschließend mit Expert:innen aus dem Bereich des Impact Investing in der Praxis diskutiert. Ihre extrem wertvollen Rückmeldungen in mehreren Feedbackrunden waren ausschlaggebend für die Festlegung der finalen IDDP. Dieser umfassende und partizipative Ansatz hat die frühe Verankerung des Projekts im BIII-Netzwerk ermöglicht, was für den Erfolg unseres Vorhabens entscheidend war.
BIII: Was denkt ihr, welchen Effekt haben die IDDP auf die Weiterentwicklung des Impact Investing Marktes und die Mobilisierung von Kapital?
Mirko Hirschmann: Das ist natürlich immer schwer vorauszusehen, aber wir sind optimistisch, dass die IDDP einen bedeutenden Einfluss auf die Weiterentwicklung des Impact Investing Marktes haben werden. Wir hoffen, dass sie Investor:innen einen robusten Rahmen bieten, um ihre wirkungsorientierte Due Diligence umfassend und professionell durchzuführen. Es wäre großartig, wenn durch die IDDP mehr traditionelle Investor:innen den Weg zum Impact Investing finden und wir so zur Verbreitung dieser Praktiken beitragen können. Dies könnte zu einer verstärkten Mobilisierung von Kapital führen und würde somit zu unserem übergeordneten Ziel beitragen, an einer wirkungsorientierten Transformation des Investmentmarktes mitzuwirken.
Cornelia Nyssing: Den Optimismus teile ich! Die IDDP sind ein Puzzlestück, aber ein elementares, um die verschiedenen Vorgehensweisen im Impact-Investing-Sektor zu vereinheitlichen. Sie schaffen Klarheit für Investor:innen und Investees, die durch ein geteiltes Bild der IDDP mehr auf Augenhöhe und effizienter zusammenarbeiten können.
Jörg Rhode: Genau. Es soll anhand nachvollziehbarer Kriterien möglich sein, aus Sicht von Investees vorab Investitionsschritte besser zu planen und die Qualität, die Schnelligkeit zu stärken und dabei gleichzeitig die Transaktionskosten für Investees und Investor:innen zu senken. Auch das Thema Zeit spielt eine Rolle. Wir haben berücksichtigt, dass der Finanzbedarf manchmal größer und die Refinanzierung des Kapitalbedarf längere Zyklen erfordert als ein Einzel-Investment ermöglicht. All diese Schritte sollen gewährleisten, dass die Prinzipen im Markt Wirkung entfalten.
BIII: Welches Prinzip wurde dabei besonders kontrovers wahrgenommen bzw. liegt euch besonders am Herzen?
Cornelia Nyssing: Für mich sind es die Prinzipien zu Wirkungsmessung und ‑management. Mit unserem Kooperationsprojekt IMMPACT, zusammen mit der BIII, PHINEO und SEND, möchten wir Impact-Gründer:innen und Impact-Investor:innen dabei helfen, ihr volles Wirkungspotential zu entfalten. Dafür sind letztlich alle Prinzipien wichtig. Wir legen den Fokus aber auf die richtigen Werkzeuge und Kompetenzen, damit alle im Ökosystem dieselbe Sprache sprechen.
Mirko Hirschmann: Ein besonders wichtiges Prinzip für mich ist Prinzip 4 – Nettopositivität. Dieses Prinzip ist in gewisser Weise das Herzstück des Impact Investing, da es zum einen die Notwendigkeit hervorhebt, negative externe Effekte, z. B. durch Umweltverschmutzungen, einer konkreten Investition umfassend zu bewerten und mit einzubeziehen. Zum anderen unterstreicht es den positiven, transformativen Beitrag, den eine Investition in unserer Gesellschaft erzielen möchte. Insgesamt halte ich aber natürlich jedes der zehn Prinzipien für wichtig, um eine umfassende und ganzheitliche Impact Due Diligence zu gewährleisten.
Jörg Rhode: Kontrovers? Sicher das Prinzip 10 – Transparenz. Nach meiner Wahrnehmung ein Punkt, der häufig diskutiert wurde. Es geht dabei um die Frage, inwieweit kann ich Interna einer IDDP für Anschlussfinanzierungen und andere Marktteilnehmer:innen offenlegen, ein spannendes Thema, mit einer guten Lösung, wie ich finde.
BIII: Wie geht es nun weiter?
Jörg Rhode: Die IDDP sind fertig, aber der Entwicklungsprozess ist nicht abgeschlossen. Wir werden jetzt zu einer breiten öffentlichen Konsultation aufrufen, um in einer Weiterentwicklung die praktische Relevanz für die Akteur:innen im Markt zu stärken. Die Anpassung auf künftige Entwicklungen bleibt auch danach als Aufgabe bestehen.
Mirko Hirschmann: Wir sehen die IDDP als einen Startpunkt für weitere Ausarbeitungen und Kooperationen im Impact Investing Markt. Es würde uns sehr freuen, die Zusammenarbeit zwischen europäischen Akteur:innen in diesem Bereich nicht nur anzuregen, sondern auch aktiv zu fördern, um so zu einer weitergehenden Standardisierung von systematischen IDD-Praktiken beizutragen.
Cornelia Nyssing: Wir möchten die entstandene Dynamik aufrechterhalten und laden alle interessierten Partner:innen ein, sich der Weiterentwicklung anzuschließen. Seitens des Projektteams sind wir mehr als offen für weitere Initiativen, die den Impact-Investing-Sektor erweitern und verbessern. Aber zunächst freuen wir uns auf die Resonanz auf die IDDP aus dem Sektor!
BIII: Da sind wir gespannt. Herzlichen Dank an Euch für das Gespräch!
Regelmäßige Publikationen als Beitrag zu aktuellen Fragestellungen oder – wie in diesem Falle – als Arbeitspapier für die unmittelbare Anwendung in der Unternehmenspraxis, gehören zu den Beiträgen der Bundesinitiative Impact Investing. Nach der Veröffentlichung des Positionspapier #01 / Impact Investing im Dezember 2022, hat der AK WWM mit der Projektgruppe Impact-Due-Dilligence-Prinzipien ein weiteres, daran anschließendes Arbeitspapier vorgelegt.